Früher gab es den November-Blues: Die Tage werden kürzer, dunkler und kälter. Die Menschen verlieren an Elan und Freude. Man muss sich auf einmal gefühlt 100 Schichten Kleidung übereinander anziehen, die Anfälligkeit für Erkältungen steigt und die Bäume sehen ohne Blätter armselig aus. Von der Vorweihnachtseuphorie ist noch nichts zu spüren, es fühlt sich einfach trostlos an, irgendwie hast du zu nichts Lust und fühlst dich mies! Ja, so war und ist es für manche im November.
Und ganz ähnlich ist es für viele nun im Corona-Blues. Wobei Corona nicht wie der November nach 30 Tagen vorbei ist.
Was also tun, wenn sich Depri-Gefühle bei dir einschleichen oder eingeschlichen haben?
3 Schritte aus dem Corona-Blues
Hier kommen meine 3 Erfolgs-Tipps für dich, wenn du einen Weg aus deinen trüben Gefühlen des Corona-Blues suchst.
Schritt 1: Überprüfe deine Interpretationen!
Gefühle entstehen in einem magischen Prozess aus den Zutaten Situation, Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung. Und unsere Bewertung hängt zum Großteil von unseren momentanen Bedürfnissen ab. Darauf komme ich gleich noch. Gehen wir im ersten Schritt mal davon aus, dass du weder an der Situation (z.B. Lockdown) noch an der Wahrnehmung (z.B. viele Menschen sind wegen Corona im Krankenhaus, viele Menschen sind gestorben, viele Firmen haben Existenzprobleme, ich kann mich fast nicht mehr mit Menschen treffen, …) etwas ändern kannst. Daher wende dich zuerst deinen Interpretationen zu: Welche Interpretationen führen bei dir zu der Bewertung, dass das alles so schlimm und furchtbar ist?
Vielleicht denkst du, dass das Leben seit dem Virus so gefährlich geworden ist, und du hast Angst, infolgedessen zu sterben. Dann frage dich: Ist dein Leben wirklich (viel) gefährlicher geworden oder ist nicht einfach „nur“ eine weitere in manchen Fällen tödliche Krankheit dazugekommen?
Oder vielleicht denkst du, dass die Maßnahmen der Regierung unverhältnismäßig sind und die Wirtschaft ruinieren werden. Dann frage dich: Kann ich mir da wirklich sicher sein? Oder kann es nicht auch die Chance auf einen spannenden Neubeginn sein, wenn bisherige Strukturen zugrunde gehen? Warum sollten wir es nicht auch wie unsere Vorfahren nach dem 2. Weltkrieg schaffen, wieder ein blühendes Land zu errichten?
Oder wenn du denkst, dass übermächtige Eliten eine Weltregierung etablieren und alle Menschen zu Arbeitssklaven abrichten wollen. Kannst du dir da sicher sein? Wurden nicht auch andere übermächtige Despoten in der Geschichte der Länder immer wieder gestürzt und durch bessere Regierungen oder Machthaber ersetzt?
Ich will damit nicht sagen, dass man das Böse in der Welt ohne Gegenwehr erdulden soll. Doch möchte ich dazu raten, die eigenen Positionen und Interpretationen zu Corona und der Welt insgesamt nicht als die einzig denkbare und einzig richtige zu postulieren. Sonst erschaffst du Tag für Tag, unentwegt, heftige Gefühlsladungen, die für dich schwer auszuhalten sind.
Neben der Situation, Wahrnehmung, Interpretation ist die Bewertung die vierte Zutat für die Erschaffung unserer Gefühle. Die Bewertung wird sowohl von unserer Interpretation als auch von unseren Bedürfnissen bestimmt. Und hier haben wir unseren zweiten Wirkhebel! Hier können wir ebenfalls sehr positiv und effektiv auf unsere Gefühle einwirken und den Corona-Blues bekämpfen.
Schritt 2: Betrachte deine Bedürfnisse und werde aktiv
Betrachte deine Bedürfnisse, die zu deinem Corona-Blues beitragen. Welche Bedürfnisse wollen gehört und berücksichtigt werden?
Da meldet sich vermutlich als erstes das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit in der Welt.
Wir alle sind verunsichert!
Werden wir gesundheitlich oder finanziell Schaden davontragen? Wer kann das wissen! Nun gut, diese Unsicherheit gab es schon immer, aber jetzt erleben wir sie viel intensiver. Was können wir dafür tun, uns sicherer und geborgener in dieser aktuellen Welt(-situation) zu fühlen? Wenn dir hierzu Ideen kommen, dann setze sie um. Genau das möchte dein Bedürfnis. Und das würde deine Stimmung sofort verbessern. Der eine kauft sich vielleicht Vorräte, einen Gaskocher und eine Gaskartusche. Die andere macht sich schlau, wie sie ihr Immunsystem effektiv stärken kann und setzt die Empfehlungen um. Wieder ein anderer überlegt sich, was er beruflich tun kann, wenn sein Cafe Pleite macht.
Höre nicht nach dem ersten Bedürfnis auf, das zu deinen schlechten Gefühlen beiträgt. Sondern kümmere dich in derselben Art und Weise auch um die anderen Bedürfnisse. Das lässt dich aktiv werden. Du kommst aus der Wahrnehmung von Ohnmacht heraus, weil du tätig wirst und Ansatzpunkte siehst, deine Situation zu verbessern. Das wird sich sehr stark auf deine Stimmung und Gefühle auswirken.
Schritt 3: Schau auch auf deine anderen Bedürfnisse
Angenommen du bist Musiker oder Theaterschauspielerin und bist sehr unglücklich darüber, keine Auftritte vor vielen Menschen durchführen zu können. Dann kann es sein, dass es dir nicht möglich sein wird, auf die dahinterliegenden Bedürfnisse (z.B. dein besonderes Talent zu zeigen und Wertschätzung dafür zu erfahren) einzugehen. Was dann? Gucke in diesem Fall auf deine anderen aktiven Bedürfnisse*. Einige davon sind vermutlich schon befriedigt und das zu sehen, wird dir guttun. Und andere wiederum sind noch nicht von dir versorgt. Und wenn du dich dann um diese kümmerst, wird sich das ebenfalls sehr positiv auf deine Gefühlslage auswirken.
Fazit:
Wenn du meine 3 Tipps umsetzt, dann wird sich deine Gefühlslage hoffentlich nicht von Depression zu Euphorie verändert haben. Denn Corona ist schon starker Tobak und ein gewisses Maß an Angst, Besorgnis, Frust, Wut, etc. halte ich für angemessen und natürlich. Und doch hoffe ich, dass sich deine Gefühle durch diese Tipps (nach Anwendung!) merklich entspannt haben und du deine Handlungsfähigkeit zurückgewonnen hast.
*: Hier eine Auswahl von unseren wichtigsten menschlichen Bedürfnissen:
KÖRPERLICHE BEDÜRFNISSE
Luft, Wasser, Bewegung, Nahrung, Schlaf, Distanz, Unterkunft, Wärme, Gesundheit, Heilung, Kraft, Lebenserhaltung
INTEGRITÄT/ STIMMIGKEIT MIT SICH SELBST
Authentizität, Einklang, Eindeutigkeit, Übereinstimmung mit eigenen Werten, Identität, Individualität
SICHERHEIT
Schutz, Übersicht, Klarheit, Abgrenzung, Privatsphäre, Struktur
VERBINDUNG
Wertschätzung, Nähe, Zugehörigkeit, Liebe, Intimität/Sexualität, Unterstützung, Ehrlichkeit, Gemeinschaft, Geborgenheit, Respekt, Kontakt, Akzeptanz, Austausch, Offenheit, Vertrauen, Anerkennung, Freundschaft, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Toleranz, Zusammenarbeit
ENTSPANNUNG
Erholung, Ausruhen, Spiel, Leichtigkeit, Ruhe
GEISTIGE BEDÜRFNISSE
Harmonie, Inspiration, »Ordnung«, (innerer) Friede, Freude, Humor, Abwechslungsreichtum, Ausgewogenheit, Glück, Ästhetik
ENTWICKLUNG
Beitrag, Wachstum, Anerkennung, Feedback, Rückmeldung, Erfolg im Sinne von Authentizität, Einklang, Eindeutigkeit, Gelingen, Kreativität, Sinn, Bedeutung, Übereinstimmung mit eigenen Werten, Effektivität, Kompetenz, Lernen, Feiern, Identität, Individualität Trauern, Bildung, Engagement
AUTONOMIE
Freiheit, Selbstbestimmung