Du hast es schon erkannt: deine Interpretationen oder Bewertungen liegen manchmal daneben. So wie bei jedem von uns. Gut ist, wenn man dies weiß. So kann man z.B., wenn die eigenen Gedanken immer um dasselbe kreisen und sich schwere Gefühle wie Angst, Wut und Trauer über längere Zeit vorherrschen, innehalten und die eigenen Bewertungen unter die Lupe nehmen.

Die Bedürfnisse sind natürlich auch ein sehr guter Ansatzpunkt, um unangenehme Gefühle wieder in Fluss zu bekommen. Doch darüber schreib ich in einem anderen Post.

Deine Liste zum Entlarven zweifelhafter Interpretationen

Hier bekommst du von mir eine Liste mit Fragen, die du je nach Gefühl zum Überprüfen und ggf. Anpassen deiner Interpretationen und Bewertungen einsetzen kannst. Viel Erfolg damit!

Bei Wut/Ärger

• Meistens unterstellen wir den anderen in ihren Handlungen eine Absicht. Kann ich wirklich sicher sein, dass meine Annahme über die Absicht des anderen richtig ist? Welche andere Absicht ist denkbar? Wie kann ich überprüfen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege?
• Wir bekommen ja immer nur einen Ausschnitt von einer Situation mit. Wir sehen einen Vorgang aus nur einer Perspektive, also entweder von vorne, von hinten, von der Seite, von oben oder unten. Somit entgehen uns auch viele Fakten, die für andere sichtbar sind. Was habe ich nicht sehen können? Welche weiteren Fakten wären für mich hilfreich, um zu einer sichereren Interpretation zu kommen?
• Ist das, worüber ich mich aufrege, tatsächlich für jeden falsch? Handelt es sich dabei um eine richtige Tatsachenaussage oder geht es hier um unterschiedliche persönliche Sichtweisen, Meinungen oder Ziele?
• Wie würde mein Mitarbeiter, mein Kollege, meine Führungskraft oder meine Frau/mein Mann diese Situation bewerten?
• Muss das wirklich alles genau so sein, wie ich es will? Falls ja: Weshalb? Wie kann es dann sein, dass es doch trotzdem gerade anders ist?
• Weshalb sollten andere Menschen meine Ansichten und Ziele vertreten statt ihre eigenen?

• Muss es wirklich so negativ kommen? Wenn ja: Weshalb? Wenn nein: Wie wahrscheinlich ist das? Ist diese Wahrscheinlichkeit diese hohe Angst wert?
• Wovor schützt es mich, wenn ich andauernd an diese Gefahren denke? Kann es auch Vorteile mit sich bringen?
• Könnte ich etwas gegen das Eintreten der negativen Konsequenzen unternehmen? Und wenn sie eintreten: Wie könnte ich dann damit umgehen?

Bei Trauer

• Ist der Verlust wirklich unwiderruflich oder habe ich eine Chance ihn abzuwenden?
• Ist die Stärke meiner Trauer angemessen in Bezug auf die Höhe meines Verlusts? Oder konzentriere ich mich nur noch auf diesen Verlust und übersehe dabei, was alles weiterhin positiv für mich ist?
• Drehen sich meine Gedanken nur noch um den Verlust oder plane ich auch neue, erstrebenswerte Ziele?
• Gibt es etwas, um diesen Verlust auszugleichen?

Bei Scham

• Warum ist mir diese Situation so peinlich? Für wen wäre sie auch peinlich und für wen wäre sie nicht peinlich?
• Falls ich Fehler gemacht habe: Wieso sollte ich keine machen dürfen?
• Habe ich ein Pauschalurteil über mich gefällt oder nur bestimmte Leistungen oder Eigenschaften bewertet?
• Wenn andere unterschiedliche Ansichten vertreten und ich mit meiner isoliert dastehe, heißt das, dass meine schlechter oder falsch ist? Und bin ich deshalb weniger wert?
• Mache ich mein Selbstbild von eigenen Beurteilungen oder von denen anderer Menschen abhängig?
• Wozu genau brauche ich die Liebe, Achtung oder Anerkennung dieser Menschen?
• Was hat diese Situation oder mein Verhalten mit meinem persönlichen Wert oder meiner eigenen Wertschätzung zu tun?

Bei Niedergeschlagenheit

• Habe ich auch noch andere Lebensziele? Falls nein: Weshalb nicht?
• Ist das, was ich an mir, meiner Situation oder Umwelt negativ empfinde, veränderbar oder nicht? Falls nein: Weshalb nicht?
• Konzentriere ich mich nur auf negative Aspekte oder sehe ich auch die Vorzüge an mir, an anderen, an Situationen oder Dingen? Welche Pluspunkte könnten das sein?
• Woher kann ich wissen, was die Zukunft bringt? Wenn man Zukunftsforscher befragt, zeigen sie meist viele verschiedene mögliche Szenarien auf. Wie könnte die Zukunft aussehen, abgesehen von meinem zuerst gedachten Szenario?

Beobachte, wie sich deine Gefühle verändern

Wenn du mit diesen Fragen arbeitest, dann wird sich in der Regel eine Veränderung deiner Gefühlslage einstellen. Entweder schwächen sich die unangenehmen Gefühle ab oder lösen sich ganz auf. Gerade in der Konfliktmediation ist es oft so, dass der Konflikt oft nur auf einer unüberprüften falschen Interpretation der Handlung eines anderen basiert. Sobald mehr Fakten sichtbar werden, löst sich der Unmut der zweiten Person/Partei in nichts auf. Ähnlich verhält es sich manchmal auch mit unserer Angst, Trauer, Scham oder Niedergeschlagenheit. Viel Luft um nichts! Da lohnt es sich schon, von Zeit zu Zeit die eigenen Interpretationen unter die Lupe zu nehmen.

Wenn du mit diesen Fragen arbeitest, dann wird sich in der Regel eine Veränderung deiner Gefühlslage einstellen. Entweder schwächen sich die unangenehmen Gefühle ab oder sie lösen sich ganz auf.

Gerade in der Konfliktmediation ist es oft so, dass der Konflikt oft nur auf einer unüberprüften, falschen Interpretation der Handlung eines anderen basiert. Sobald mehr Fakten sichtbar werden, löst sich der Unmut der zweiten Person/Partei in nichts auf.

Ähnlich verhält es sich manchmal auch mit unserer Angst, Trauer, Scham oder Niedergeschlagenheit. Viel Luft um nichts! Da lohnt es sich schon, von Zeit zu Zeit die eigenen Bewertungen unter die Lupe zu nehmen.